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Historische Landkonflikte in Guatemala im Spiegel der aktuellen Menschenrechtslage

Vortrag von Felix Weiss (ehemaliger pbi-Freiwilliger in Guatemala)

 

Der Landkonflikt und die damit verbundene Vertreibung von indigener und ländlicher Bevölkerung zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte Guatemalas. Heute besitzen rund 3% der Grundeigentümer fast 70% des fruchtbaren Landes.
Anhand des Falles der Finca Primavera in Alta Verapaz soll der historische Landkonflikt nachgezeichnet und in die Gegenwart gesetzt werden. Die Poqomchi-Gemeinden aus ehemaligen „mozos colones“, eine Art feudaler Lehensabhängigkeit, sind heute wieder von Vertreibung bedroht. Industrielle Agrar- und Forstwirtschaft, sowie extraktive Sektoren provozieren Spannungen zwischen ländlicher Bevölkerung und der Industrie, die in vielen Fällen von der Politik flankiert, wenn nicht sogar in Personalunion vertreten wird.

In der Dokumentation „Land of Corn“ kommen die Kleinbauern und -bäuerinnen der Finca Primavera selbst zu Wort. Im Widerstand gegen die drohende Vertreibung lassen sich eine Vielzahl von Menschenrechtsverletzungen dokumentieren, die exemplarisch für die Begleiterscheinung des guatemaltekischen Landkonflikts stehen. Die Ereignisse des Jahres 2015 und die politische Brisanz der Vor- und Nachwehen der guatemaltekischen Präsidentschaftswahl erlauben eine vorsichtige Prognose auf die kommenden Jahre und unterstreichen die Wichtigkeit internationaler Aufmerksamkeit und Beobachtung.

 


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Der lange Weg zum Frieden – Kolumbien nach 80 Jahren blutiger Konflikte

Vortrag und Diskussion

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Die Gesellschaft Kolumbiens, ein Land das einst als “älteste Demokratie des Subkontinents” bezeichnet wurde, leidet seit fast 80 Jahren unter gewaltsamen und blutigen Auseinandersetzungen.

Auch die politische und soziale Entwicklung seit der so genannten Unabhängigkeit von der spanischen Krone Anfang des 19. Jahrhunderts, unter der Führung Simón Bolivars erkämpft, war durch zahlreiche kriegerische Konflikte gekennzeichnet. Die politische Macht lag meistens in den Händen einer sozialen und wirtschaftlichen Elite, welche Legislative, Exekutive und Judikative beherrschte. Die später gegründeten Parteien der Konservativen und Liberalen wechselten sich in der Regierung ab.

Nach lange schwelenden Konflikten, angeheizt durch das so genannte “Bogotazo” im Jahr 1948, entstanden in den 1960er Jahren Guerrillabewegungen die sich mit Waffengewalt gegen Militärs, später gegen Paramilitärs und andere „zivile“ Milizen zur Wehr setzten.
Die größte Guerrillagruppe, die „Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia“, FARC und der „Ejercito de Liberación Nacional“, ELN, setzten sich nicht nur für die Rechte vor allem der armen Bevölkerung des Landes ein sondern begingen selbst zahlreiche Menschenrechtsverletzungen.
Die Auseinandersetzungen wurden mit brutaler Gewalt geführt, das Land geriet an den Rand des politischen und sozialen Abgrundes. Regierung und Militärs vertrieben zahlreiche Bauernfamilien um sich das Land anzueignen. Die Bevölkerung der großen Städte wuchs sprunghaft an, eine große Masse an nahezu mittellosen Familien bildete ein schier unerschöpfliches Reservoir an billigen und rechtlosen Arbeitskräften.
Während der Vorgänger des jetzigen Präsidenten Juan Manuel Santos, Álvaro Uribe Vélez, versuchte die Konflikte mit brutaler Gewalt „zu lösen“, lenkte Santos, unter Uribe Verteidigungsminister und mit zahlreichen Verletzungen der Menschenrechte behaftet, ein und suchte den Weg der Verhandlung, von Uribe selbst und seinen zahlreichen Gefolgsleuten heftig kritisiert. Regierung und viele Medien bezeichnen die Auseinandersetzung gerne als „Bürgerkrieg“. In Wahrheit war – und ist es – ein Krieg von Regierung, Militärs und Paramilitärs gegen die Bevölkerung Kolumbiens mit Tausenden von Toten und Verwundeten und über 6 Millionen Vertriebenen.

Seit 3 Jahren verhandeln Regierung und Militärs auf der einen, Guerrillabewegungen auf der anderen Seite über den von der Bevölkerung ersehnten Frieden.
Die „Tagesordnung“ der Verhandlungen ist äußerst anspruchsvoll: es geht um eine umfassende Landreform, um politische Beteiligung von FARC und ELN, um die Behandlung von Drogenanbau und –handel, um Gerechtigkeit und Entschädigung der Opfer sowie um die Entwaffnung der Guerrillabewegungen.
Bauernorganisationen fordern darüber hinaus die Abschaffung der großen Latifundien, den Ausbau „geschützter Anbaugebiete“ um die Rückkehr der vertriebenen Kleinbauern auf ihr Land zu ermöglichen um ihre Ernährungssouveränität wieder zu erlangen und um die dominierende Stellung des Großgrundbesitzes abzubauen.

Die Regierung und ihre Anhängerschaft haben diametral entgegengesetzte Vorstellungen. Präsident Santos hat den Verhandlungen in La Habana ein zeitliches Limit gesetzt: am 26. März 2016 sollen konkrete Ergebnisse vorliegen.

Dann allerdings beginnt der schwierigste Teil der Wegstrecke zum Frieden: die Umsetzung der getroffenen Vereinbarungen.
Darüber werden Erik Arellana Bautista und Gloria Cala aus Kolumbien am 06. April, 19.30 Uhr, in der Werkstatt 3, Nernstweg 32 berichten.